SKS Theorie (Fragenteil)

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SKS Theorie (Fragenteil)

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Ausweichregeln für Segelboote untereinander

Bei Segelbooten sind die Ausweichregeln geringfügig komplizierter, denn hier kommt es – anders als bei den Mobos – zusätzlich noch auf die Windrichtung an. Aber grundsätzlich gibt es wieder nur 3 Situationen:

1. Ein Segelboot überholt ein anderes Segelboot. Klar, der Überholer weicht aus, wie immer.

2. Zwei Segelboote auf Kollisionskurs haben den Wind von verschiedenen Seiten. Dafür ist in den KVR geregelt: “Wenn sie den Wind nicht von derselben Seite haben, muss das Fahrzeug, das den Wind von Backbord hat, dem anderen ausweichen.” Vielleicht kennt ihr diese Regel als “Backbordbug vor Steuerbordbug”. Das ist vereinfacht und müsste eigentlich heißen: “Wind von Steuerbord vor Wind von Backbord.” Entscheidend für die Anwendung dieser Regel ist die Position des Großsegels. Falls das Großsegel nicht gesetzt ist, dann zählt das Vorsegel. Denn rein theoretisch könnte das Segelboot direkt vor dem Wind fahren. In diesem Fall muss man für die Anwendung der Ausweichregeln natürlich trotzdem eindeutig bestimmen können, von welcher Seite das Boot den Wind bekommt.

3. Zwei Segelboote auf Kollisionskurs haben den Wind von der gleichen Seite. In diesem Fall würde die oben genannte Regel nicht greifen, daher fällt man auf eine weitere Regel zurück: “Wenn sie den Wind von derselben Seite haben, muss das luvwärtige Fahrzeug dem leewärtigen ausweichen.” Ihr kennt diese Regel vermutlich als “Lee vor Luv”. Dazu gibt es eine kleine Erweiterung: “Wenn ein Fahrzeug mit Wind von Backbord ein Fahrzeug in Luv sichtet und nicht mit Sicherheit feststellen kann, ob das andere Fahrzeug den Wind von Backbord oder von Steuerbord hat, muss es dem anderen ausweichen.” Kling vielleicht kompliziert, aber macht Sinn. Denn im Klartext heißt es: wenn wir den Wind von der “schlechten” Seite bekommen und gleichzeitig nicht erkennen können, von welcher Seite das andere Boot den Wind bekommt, müssen wir vom (für uns) ungünstigeren Fall ausgehen. Wir sind also dann ausweichpflichtig.

Reality Check

Auf modernen Segelyachten werden oftmals sehr groß-geschnittene Genuas als Vorsegel gefahren. Dabei kann die Sicht vom Steuerstand aus nach Lee durch das Segel stark eingeschränkt sein. Damit man rechtzeitig erkennt, wenn eine Ausweichsituation entsteht, ist es überaus wichtig, die leewärtige Wasserfläche im Blick zu behalten. Dafür kann man natürlich ein Mitglied der Crew einteilen. Das AIS reicht in diesem Fall leider nicht aus, da immer noch viele Sportboote ohne AIS fahren. Darauf kann man sich also nicht verlassen.

 Im nächsten Abschnitt schauen wir uns an, wie man in engen Fahrwassern fahren soll.

Lernkontrolle

Die Fragen, hinter denen ein Kürzel in Klammern steht, sind offizielle Prüfungsfragen.

Ein Segelboot auf Vorwind-Kurs (Großsegel auf Backbord) und ein Segelboot auf Amwind-Kurs, Backbordbug, nähern sich bei stehender Peilung einander an. Wer sollte ausweichen?

Beide segeln auf dem Backbordbug, denn sie haben den Wind von Steuerbord. Also gilt die Regel „Lee vor Luv“, was bedeutet, das Boot auf Amwind-Kurs hat Wegerecht.