SKS Theorie (Fragenteil)

SKS Theorie (Fragenteil)

Amtliche und nicht-amtliche Seekarten

Amtliche Seekarten werden in Deutschland vom Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie (BSH) herausgegeben. Das sind also die Karten, die nach SOLAS Kapitel V, Regel 27, an Bord sein sollen. Die Ausnahme sind Sportboote (nach der Sportbootführerscheinverordnung), denn bei denen genügen nicht-amtliche Seekarten. Nicht-amtliche Seekarten, werden in Deutschland von Sportboot-Kartenverlagen herausgegeben, z.B. NV Verlag oder Delius Klasing.

Reality Check

Die Sportbootkarten sind für uns Sportbootfahrer die bessere Wahl, als die amtlichen Karten. Denn die Sportbootkarten sind handlicher, günstiger und sind auf die besonderen Bedürfnisse der Sportbootfahrer abgestimmt. Zum Beispiel bekommt man zum Kartensatz oft noch einen passenden Hafenguide dazu, in dem alle Häfen mit kleinen Karten und weiteren Erläuterungen drinstehen und einen Download-Code, um sich eine digitale Version der Karte ins Tablet oder in den Kartenplotter zu laden. Und in der Karte selbst sind dann Dinge wie z.B. Ankerplätze oder andere interessante Hinweise für Sportbootfahrer eingetragen.

Berichtigung von Seekarten

Der Skipper sollte sich vor Beginn der Fahrt davon überzeugen, dass die Karten an Bord zur geplanten Route passen (also auch vollständig sind) und auf dem aktuellen Stand sind. (NAV 1) Damit eine Seekarte auf dem aktuellen Stand bleibt, müsste man sie berichtigen. Das bedeutet, das inhaltliche Änderungen, die nach dem Druck der Karte erst veröffentlicht wurden, nachträglich in die Karte übernommen werden. Solange die Karte beim Händler liegt, ist dieser dafür verantwortlich, die Karte auf dem aktuellen Stand zu halten. Wenn ihr die Karte gekauft habt, ist es dann euer Job, die weiteren Änderungen in die Karte einzutragen.

Den Stand der offiziellen Berichtigungen auf der Karte erkennt ihr am Stempel, entweder vom BSH selbst oder einer amtlichen Seekartenberichtigungsstelle (NAV 6). Das ist also das Datum, an dem die Karte das letzte Mal aktualisiert wurde. Bei britischen Karten findet ihr den Stempel auf der Rückseite der Karte (NAV 7). Dabei steht “Corrected up to N.T.M. 3595 1998” dafür, dass die Karte bis auf den Stand der Notices to Mariners Nr. 3595 von 1998 berichtigt wurde (NAV 8). Später bekannt gemachte Berichtigungen sind dort also noch nicht enthalten.

Der amtliche Berichtigungsdienst – in Deutschland also das BSH – kann auch für die Berichtigungen von Sportbootkarten benutzt werden. Sportbootkarten werden nach dem Druck übrigens nicht weiter aktualisiert, anders als die offiziellen Seekarten des BSH. Man müsste diese Berichtigungen also selbst durchführen. (NAV 42)

Reality Check

Ich kenne bisher niemanden, der seine Seekarten selbst berichtigt. Ich vermute daher, dass es kaum jemand macht, was ja auch verständlich ist. Denn neue Seekarten sind inzwischen so günstig, dass man sich dann lieber eine frische Karte holt, als eine alte Karte selbst zu berichtigen. Ich bin zwar kein Freund dieser Wegwerfmentalität, aber in diesem Fall macht es Sinn. Erstens, wenn ihr eine Karte wirklich zur Navigation verwendet, sieht sie nach 1 Jahr im Einsatz ohnehin total abgenutzt aus und kann ersetzt werden. Zweitens sollte man die Kosten der neuen Karte mit der eigenen Arbeitszeit gegenrechnen, die benötigt werden würde, um die Berichtigungen selbst durchzuführen. Und drittens habt ihr immer ein gewisses Risiko, dass ihr bei eigenen Korrekturen einen Fehler macht, d.h. ihr habt keine Sicherheit, dass eure berichtigte Karte dann noch stimmt.

Beim Thema Detailgrad ist es mit Seekarten wie mit Landkarten oder Google Maps: je größer der Maßstab, desto mehr Details sind in der Karte erkennbar. In den Karten mit kleinem Maßstab (also z.B. Überseglerkarten) fehlen viele der kleineren Seezeichen und andere Details, die für die Navigation wichtig sein könnten. Wenn ihr also die Wahl habt, beschafft ihr eine Karte mit großem Maßstab für euer Segelrevier. (NAV 40) Auch in dieser Hinsicht haben Sportbootkarten ihre Berechtigung und sind den offiziellen BSH Karten haushoch (oder masthoch) überlegen. Sie sind nämlich in einem für die Sportboot-Navigation sehr geeigneten Maßstab. Wenn ihr bei der Navigation einen Kartenplotter verwendet, werdet ihr vermutlich automatisch auf die passende Zoom-Stufe wechseln. Die Bedienung dieser Geräte ähnelt der von Google Maps und anderen Karten-Apps, so das ihr sehr intuitiv damit arbeiten könnt.

Im nächsten Abschnitt schauen wir uns an, was es mit der Karte 1 / INT 1 auf sich hat.

Lernkontrolle

Die Fragen, hinter denen ein Kürzel in Klammern steht, sind offizielle Prüfungsfragen.

Worauf müssen Sie als Schiffsführer vor Reiseantritt hinsichtlich der Seekarten und Seebücher achten? (NAV 1)

Auf Vollständigkeit der Unterlagen und deren Berichtigung auf den neuesten Stand.

Woran erkennen Sie, bis wann eine deutsche Seekarte "amtlich" berichtigt ist? (NAV 6)

Am Berichtigungsstempel des BSH oder einer amtlichen Seekartenberichtigungsstelle.

Woran erkennen Sie, bis wann eine britische Seekarte "amtlich" berichtigt ist? (NAV 7)

Am Berichtigungsstempel auf der Rückseite der Seekarte.

Was bedeutet der Stempel auf der britischen Seekarte: Corrected up to N.T.M. 3595 1998? (NAV 8)

Seekarte ist berichtigt bis zur Mitteilung Nummer 3595 der Admiralty Notices to Mariners (N.T.M.) in 1998.

Worauf muss beim Ansteuern einer Küste bei der Auswahl von Seekarten geachtet werden? Begründen Sie Ihre Antwort. (NAV 40)

Seekarten mit größtmöglichem Maßstab verwenden. Nur in diesen Karten sind alle Schifffahrtszeichen und weitere für die Navigation wichtigen Informationen eingetragen.

Was müssen Sie bei der Benutzung von deutschen "Sportbootkarten" beachten? (NAV 42)

Sie werden nach dem Druck weder vom BSH noch von den Seekartenvertriebsstellen berichtigt. Sie müssen also vom Nutzer nach dem Kauf vor Benutzung über die NfS auf den aktuellen Stand berichtigt werden.